Die Kletterrouten rund um Mayrhofen sind nicht nur wegen ihrer fantasievollen Namen berühmt. Während die „Ewigen Jagdgründe“ bei Ginzling seit Jahren zu den besten Bouldergebieten der Alpen zählen, wurden in den letzten Jahren mehrere neue Klettersteige eröffnet, die alles bieten, was diesen Sport so faszinierend macht. Dabei müssen die Gäste keine Extremalpinisten sein. Einfache Klettersteige mit nostalgischen Hütten und Berggasthöfen als Ziel gehören genauso dazu wie anspruchsvolle Routen im Fels.

Klettersteig Zimmereben bei Mayrhofen, Zillertaler Alpen, Tirol, Österreich - Bild: Mayrhofen
Die einen kommen wegen der schönen Kletterpartien im Fels, die anderen wegen der herrlichen Aussicht auf Mayrhofen und die Gipfel des Naturparks Zillertal. Fast jeder aber, sagen die Einheimischen, freut sich auf die Einkehr in das urgemütliche alte Berggasthaus. Seit 2008 gibt es den Klettersteig Zimmereben bei Mayrhofen. Die Route mit 239 Metern Höhenunterschied und einer Seillänge von 450 Metern bietet eindrucksvolle Höhepunkte zwischen Platten- und Kantenkletterei mit einer Hollywood Schaukel, einer Seilbrücke und luftigen Quergängen und Überhängen.
Nach rund eineinhalb Stunden erreichen die Abenteurer ihr Ziel, das nostalgische Gasthaus Zimmereben mit seiner Aussichtsterrasse und der rustikalen Gaststube. Der schweißtreibende Aufstieg wird dort mit Zillertaler Krapfen oder einem Kaiserschmarrn belohnt. Die Berghütte könnte natürlich auch bequem in einer Dreiviertelstunde über den Huterlanersteig erreicht werden, aber die Kombination aus anspruchsvollem Klettersteig und sehenswertem Berggasthaus hat wohl wesentlich zum Kultstatus dieser Route beigetragen.
KLETTERPARADIES MIT TRADITION
Mayrhofen gehört seit Jahren zu den ersten Adressen für Klettersportler. Hier findet nicht nur der ambitionierte Alpinist perfekte Bedingungen. Vor allem für Einsteiger gibt es ideale Routen, um sich entspannt und ohne Not an die Kraxelei zu gewöhnen. Was den Klettereinsteigern besonders sympathisch sein dürfte: Hier gehört meist auch ein schönes Gasthaus oder eine zünftige Hütte dazu. Das wussten auch schon die Pioniere im Tal, die in den Klettergärten der legendären „Ewigen Jagdgründe“ bei Ginzling unterwegs waren und sich danach im Gasthaus Rosshag oder beim Breitlahner getroffen haben.
Ideal für den Einstieg ist der ebenfalls 2008 eingeweihte Klettersteig Hutlaner. Auf 210 Höhenmetern und einer Seillänge von 560 Metern geht es maximal bis zum Schwierigkeitsgrad C. Der Steig besitzt eine familienfreundliche Routenführung und ausgezeichnete Sicherungen. Kurze Gehstrecken wechseln sich mit steilen Aufschwüngen ab. Bei einer Seilbrücke bietet sich eine Ausstiegs- aber auch Einstiegsmöglichkeit an.Ebenfalls neu ist der Klettersteig Nasenwand am Ortsrand von Ginzling unweit des Naturparkhauses. Vom Einstieg auf 1050 Meter Höhe geht es über 400 Höhenmeter und 500 Klettermeter bis zum Ausstieg am Floitenschlag. Die Schwierigkeit des Klettersteigs liegt mit der Kategorie C bis E im mittleren bis oberen Bereich.
Die alpine Kletterei hat hier im Zillertal eine lange Tradition. Das bestätigt auch Peter Habeler, der zusammen mit Reinhold Messner erstmals den Mount Everest ohne künstlichen Sauerstoff bezwungen hatte und der ein Liebhaber der einheimischen Gipfel und Klettersteige ist. Das Bergsteigen ist für ihn mehr als nur sportliche Aktivität. Er erlebt auch heute nach unzähligen Touren noch intensive Glücksgefühle in den Bergen: „Selbst wenn ich schlecht gelaunt aus dem Haus gehe, komme ich vom Gipfel runter und bin ein anderer Mensch.“

Foto: Mayrhofen Gerhard Berliner
RENDEZVOUS MIT DEM HÄUPTLING UND DER KRÄUTERHEXE AM SUNSHINEBOULEVARD
Hier im Naturpark Zillertaler Alpen finden sich für Kletterer ideale Bedingungen. Vor allem rund um Mayrhofen locken Traumrouten mit bizarren Felsformationen und schroffen Berghängen. Die „Ewigen Jagdgründe“ unweit des romantischen Bergsteigerdorfes Ginzling sind in Klettererkreisen Legende. Sie waren die ersten Sportkletterrouten im Zillertal und bieten heute über 70 Routen an mehreren, bis zu 60 Meter hohen Granitblöcken. Ein Hauch von Wildwest, was nicht ganz abwegig ist, schließlich hat das Bouldern auch viel mit Freiheit und Abenteuer zu tun. Und deshalb tragen die Routen auch so illustre Namen wie Häuptling, Einhorn, Wig und Wam. Einer der Initiatoren der „Ewigen Jagdgründe“ ist Gerhard Hörhager. Der geborene Innsbrucker ist in Ginzling aufgewachsen, hatte also beste Voraussetzungen für eine Kletterkarriere. Diese begann mit zahlreichen Touren rund um sein Heimatdorf und führte ihn zu spektakulären Besteigungen in den USA, Australien und Europa. Als einer der profiliertesten Kletterer in Österreich trägt er maßgeblich dazu bei, dass Mayrhofen zu den führenden Kletterdestinationen zählt. Ein weiterer eindrucksvoller Klettergarten befindet sich im Zemmgrund ebenfalls bei Ginzling.
Auch hier haben die Initiatoren mit Namen wie Elefantenhaut, Kräuterhexe, Sunshineboulevard und Südseeboulevard Fantasie bewiesen.
DER ACTIONBERG PENKEN IST GERADE FÜR KLETTERNEULINGE HOCHINTERESSANT
Neben den Klassikern rund um Ginzling hat sich auch der Penken als Kletterdestination etabliert. Der Actionberg am Westrand von Mayrhofen ist dazu ohne Umstände mit der Seilbahn oder auch zu Fuß erreichbar. Allein die beiden Naturstein- Klettergärten am Penken bieten über 60 verschiedene Routen. Das Klettergebiet Gschöss ist mit 21 Routen zwischen Schwierigkeitsgrad 4 und 8 für sportliche Gipfelstürmer geeignet. Das Klettergebiet Knorren bietet 30 Routen zwischen 4 und 8+ und ist mit zahlreichen einfacheren Varianten mit maximal 30 Meter Höhe auch für Einsteiger empfehlenswert. Für den Anfang eignet sich auch der „Klettersteig für jedermann“ am Penken mit 180 Meter Länge und 50 Meter Höhenunterschied.

Mayrhofen Kassler Huette - Bild: Mayrhofen
Hier können Ungeübte etwas Kraxlerluft schnuppern und sich bei der Bergstation der Penkenbahn die Ausrüstung gratis leihen.
RUND UMS KLETTERN BIETET MAYRHOFEN EINE PERFEKTE INFRASTRUKTUR
Einsteiger sollten in jedem Fall die Unterstützung erfahrener Profis in Anspruch nehmen. Allein im Gebiet von Mayrhofen gibt es rund zehn Kletterschulen, dazu zahlreiche Shops mit entsprechend breitem Sortiment. Mit professioneller Betreuung sind Neulinge nicht nur auf der sicheren Seite, es stellt sich auch rasch die erwünschte Begeisterung ein, die so viele Kletterer auszeichnet. Was nicht nur Gerhard Hörhager sondern auch die vielen anderen Sportler im Zillertal besonders fasziniert, das sind auch die urgemütlichen Gasthäuser in und um Ginzling. Der perfekte Abschluss eines Tages im Fels ist die alte Zirbenholzstube im Wirtshaus mit einer typischen Zillertaler Brettljause oder noch besser den berühmten Zillertaler Krapfen.
Bilder & Quelle: Mayrhofen
Kein Kommentar